Wertvolle Lebensräume an den Dättnauer Weihern

Am Freitagabend, 26. August 2022 fand die fünfte Exkursion der Winti Scouts statt; für einmal nicht an einem Wochenende – damit auch jene teilnehmen konnten, die samstags immer arbeiten müssen oder anderweitig eingespannt sind. Diesmal standen Hecken, Sträucher und Pflanzen im und am Wasser im Zentrum der Beobachtungen.

Unter der kompetenten Leitung von Lis Schmid und Livia May erkundeten zwei Dutzend Winti Scouts die Umgebung und die Ufer der Dättnauer Weiher. Dabei erfuhren sie viel Wissenswertes über Hecken und stehende Gewässer – zwei besondere, ökologisch wertvolle Lebensräume – und deren Pflanzengemeinschaften und -arten.

Vielfältige Pflanzengesellschaften im und am Wasser

Die Verlandung von Gewässern führt zu verschiedenen Zonen mit unterschiedlichen Gesellschaften von Sumpf- und Wasserpflanzen. An den Dättnauer Weihern sind vor allem die für verschiedene Tierarten wertvollen Schwimmblattgesellschaften mit der Weissen Seerose (Nymphaea alba) und die Röhrichte mit den ausgeprägten Schilf- und Rohrkolben-Beständen gut sichtbar.

Neben dem Aufbau des Schilfrohrs (Phragmites australis) mit den gut sichtbaren Nodien (Knoten) und Internodien (blattlose Stängelabschnitte zwischen zwei Knoten) lernten die Winti Scouts auch, warum sich die Blätter dieser Pflanzenart nach dem Wind ausrichten können: damit sie dem Wind weniger Angriffsfläche bieten und so stabiler werden. Das Schilfrohr oder auch einfach Schilf gehört übrigens zur Familie der Süssgräser (Poaceae). Zudem erfuhren die Winti Scouts, worin sich Grossseggenriede und Kleinseggenriede unterscheiden.

Schliesslich beobachteten die Winti Scouts weitere Arten in den Dättnauer Weihern: etwa das potenziell gefährdete Quirlblütige Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum) oder den Breitblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia) mit seinen auffallend grossen und dunkelbraunen Blütenständen. Als «Star des Abends» hätte eigentlich der fleischfressende und ebenfalls potenziell gefährdete Südliche Wasserschlauch (Utricularia australis) mit seinen raffinierten Fangblasen auftreten sollen. Aber wo zwei Wochen vorher noch zahlreiche gelbe Blüten aus dem Wasser ragten, war am Exkursionsabend weit und breit keine Wasserschlauch-Blüte mehr zu sehen. Auch die Blütezeit des Sumpf-Vergissmeinnichts (Myosotis scorpioides) war leider bereits vorbei. Immerhin konnten die Winti Scouts noch einige Exemplare des Gewöhnlichen Blutweiderichs (Lythrum salicaria) und des Zottigen Weidenröschens (Epilobium hirsutum) entdecken.

Hecken: ökologisch wertvolle Lebensräume

An den Dättnauer Weihern finden sich auch einige beeindruckende, abwechslungsreiche Hecken. Diese vom Menschen geschaffenen Pflanzengemeinschaften sind Standort zahlreicher Sträucher und Kräuter. Die Winti Scouts entdeckten etwa den bis zu 4 m hohen Faulbaum (Frangula alnus) mit seinen wechselständigen, ganzrandigen Blättern (mit bogenförmiger Nervatur) und seinen – aufgrund des unterschiedlichen Reifestadiums – verschiedenfarbigen Früchten. Der zur Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae) gehörende Faulbaum ist die wichtigste Futterpflanze der Zitronenfalter-Raupe. Diese Raupen findet man im Mai und Juni meist auf den Mittelrippen von Faulbaum-Blättern. Die Eier werden übrigens einzeln auf der Blattunterseite abgelegt. Im Juli dann schlüpft aus den Gürtelpuppen die neue Generation des Zitronenfalters.

Ausserdem lernten die Winti Scouts weitere Straucharten unserer Hecken kennen: etwa den Schwarzdorn (Prunus spinosa), auch Schlehdorn oder Schlehe genannt, mit seinen sehr bitteren, aber nach dem ersten Frost durchaus geniessbaren Beeren (Steinobst), den Weissdorn (Crataegus), dessen Früchte – genau wie unsere Kultur-Äpfel – eigentlich nur Scheinfrüchte sind, den Roten Hartriegel (Cornus sanguinea) mit seinen schwarzblauen Steinfrüchten oder die Rose, die anders als etwa der Schwarzdorn keine Dornen, sondern lediglich Stacheln besitzt. Schliesslich entdeckten die Winti Scouts unter den Sträuchern auch einige Krautpflanzen, so zum Beispiel den Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) oder die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba).

Die beiden engagierten und ausserordentlich gut vorbereiteten Exkursionleiterinnen Livia May und Lis Schmid ergänzten sich ausgezeichnet und boten den Winti Scouts ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Sie machten zudem immer wieder auf die Verhaltensregeln in Naturschutzgebieten, zu denen die Dättnauer Weiher gehören, aufmerksam und lebten diese vorbildlich vor: Auf den Wegen bleiben und keine Pflanzen ausreissen. Deshalb brachten sie die Pflanzenarten, die sie vorgestellt haben, aus anderen Gebieten mit.

Die nächste Exkursion findet am Samstag, 17. September 2022 statt. Thema dann: Wasserminze und Enziane im Waldgebiet Hulmen ganz im Osten der Stadt. Alle registrierten Winti Scouts erhalten rechtzeitig per E-Mail eine Einladung.

Schlagwörter
DättnauGewässerHecken

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